Das Lohnsteuerabzugsverfahren - Versorgungsfreibetrag
Versorgungsbezüge gehören zu den Einkünften aus nichtselbstständiger Arbeit und sind in voller Höhe zu versteuern. Versorgungsbezüge sind Bezüge und Vorteile aus einem früheren Dienstverhältnis. Zu den Versorgungsbezügen gehören Witwen- und Waisengelder, Ruhegehälter, Unterhaltsbeiträge oder gleichartige Bezüge aufgrund beamtenrechtlicher oder entsprechender gesetzlicher Vorschriften.
Versorgungsbezüge werden in voller Höhe der Lohnbesteuerung unterworfen. Als Ausgleich wird der Versorgungsfreibetrag gewährt. Ab 2005 ist der Arbeitnehmer-Pauschbetrag bei Versorgungsbezügen nicht mehr anzuwenden. Der Zuschlag zum Versorgungsfreibetrag wird als Ausgleich für den Wegfall des Arbeitnehmer-Pauschbetrags gewährt.
Der Versorgungsfreibetrag kann nur gewährt werden, wenn die früheren Dienstleistungen in einem Arbeitsverhältnis erbracht worden sind und der Arbeitnehmer aus dem aktiven Dienst ausgeschieden ist. Der Bundesfinanzhof hat in einem Urteil vom 18.10.2006 (XI R 45/05) entschieden:
Ein Versorgungs-Freibetrag kann nicht in analoger Anwendung des § 19 Abs. 2 EStG für Einnahmen aus einer Betriebsrente wegen einer früheren selbständigen Tätigkeit gewährt werden.
Berechnung des Versorgungsfreibetrags
Das Bundesministerium der Finanzen hat mit seinem Schreiben vom 10.04.2015 für Klarheit gesorgt.
Auszug:
Das Jahr des Versorgungsbeginns (§ 19 Absatz 2 Satz 3 EStG) ist grundsätzlich das Jahr, in dem der Anspruch auf die Versorgungsbezüge (§ 19 Absatz 2 Satz 2 EStG) entstanden ist.Bei Bezügen wegen Erreichens einer Altersgrenze im Sinne des § 19 Absatz 2 Satz 2 Nummer 2 EStG ist das Jahr des Versorgungsbeginns das Jahr, in dem erstmals zum einen der Anspruch auf die Bezüge besteht und zum anderen das 60. bzw. 63. Lebensjahr vollendet ist. Der Versorgungsbeginn tritt dagegen nicht ein, solange der Arbeitnehmer von einer bloßen Option, Versorgungsleistungen für einen Zeitraum ab dem Erreichen der maßgeblichen Altersgrenze zu beanspruchen, tatsächlich keinen Gebrauch macht, z. B. weil er die Leistungen erst ab einem späteren Zeitpunkt in Anspruch nehmen will.
Versorgungsfreibetrag und Zuschlag werden stufenweise bis 2040 abgebaut (§ 19 Abs. 2 EStG).
Jahr des Versorgungsbeginns | Versorgungsfreibetrag | Zuschlag zum Versorgungsfreibetrag jährlich | |
---|---|---|---|
Prozentsatz | Höchstbetrag jährlich | ||
bis 2005 | 40,0% | 3.000 € | 900 € |
2006 | 38,4% | 2.880 € | 864 € |
2007 | 36,8% | 2.760 € | 828 € |
2008 | 35,2% | 2.640 € | 792 € |
2009 | 33,6% | 2.520 € | 756 € |
2010 | 32,0% | 2.400 € | 720 € |
2011 | 30,4% | 2.280 € | 684 € |
2012 | 28,8% | 2.160 € | 648 € |
2013 | 27,2% | 2.040 € | 612 € |
2014 | 25,6% | 1.920 € | 576 € |
2015 | 24,0% | 1.800 € | 540 € |
2016 | 22,4% | 1.680 € | 504 € |
2017 | 20,8% | 1.560 € | 468 € |
2018 | 19,2% | 1.440 € | 432 € |
2019 | 17,6% | 1.320 € | 396 € |
2020 | 16,0% | 1.200 € | 360 € |
2021 | 15,2% | 1.140 € | 342 € |
2022 | 14,4% | 1.080 € | 324 € |
2023 | 13,6% | 1.020 € | 306 € |
2024 | 12,8% | 960 € | 288 € |
2025 | 12,0% | 900 € | 270 € |
2026 | 11,2% | 840 € | 252 € |
2027 | 10,4% | 780 € | 234 € |
2028 | 9,6% | 720 € | 216 € |
2029 | 8,8% | 660 € | 198 € |
2030 | 8,0% | 600 € | 180 € |
2031 | 7,2% | 540 € | 162 € |
2032 | 6,4% | 480 € | 144 € |
2033 | 5,6% | 420 € | 126 € |
2034 | 4,8% | 360 € | 108 € |
2035 | 4,0% | 300 € | 90 € |
2036 | 3,2% | 240 € | 72 € |
2037 | 2,4% | 180 € | 54 € |
2038 | 1,6% | 120 € | 36 € |
2039 | 0,8% | 60 € | 18 € |
2040 | 0,0% | 0 € | 0 € |
Werden Versorgungsbezüge im privaten Dienst wegen Erreichens einer Altersgrenze gezahlt, ist der Monat maßgebend, in dem der Steuerpflichtige das 63. Lebensjahr oder, wenn er schwerbehindert ist, das 60. Lebensjahr vollendet hat (§ 19 Abs. 2 Nr. 2 EStG).
Für den einzelnen Steuerpflichtigen bleibt der Versorgungsfreibetrag und der Zuschlag zum Versorgungsfreibetrag immer fixiert auf dem gleichen Prozentsatz wie zu Versorgungsbeginn.
§ 19 Abs. 2 Satz 8 EStG:
Der nach den Sätzen 3 bis 7 berechnete Versorgungsfreibetrag und Zuschlag zum Versorgungsfreibetrag gelten für die gesamte Laufzeit des Versorgungsbezugs.
Der Versorgungsfreibetrag ist auch bei einem Arbeitsverhältnis mit der Lohnsteuerklasse VI zu berücksichtigen. Der Zuschlag zum Versorgungsfreibetrag ist aber nur in den Steuerklassen I bis V zu berücksichtigen.
Bei der Berechnung der Sozialversicherungsbeiträge sind der Versorgungsfreibetrag und der Zuschlag zum Versorgungsfreibetrag nicht vom Arbeitslohn abzuziehen.
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